Wie die Bundeswehr 1955 gegen massiven Widerstand entstand

Wie die Bundeswehr 1955 gegen massiven Widerstand entstand
70 Jahre Bundeswehr: „Auf keinen Fall!“
Teaser: Die Bundeswehr entstand im Kontext des Ost-West-Konflikts. Doch die Debatten über Wehrpflicht und NATO-Ziele aus den Gründungsjahren hallen bis heute nach.
Am 11. November 2025
Schlagwörter: Krieg und Konflikte, Politik, Allgemeine Nachrichten
Die Gründung der Bundeswehr in den 1950er-Jahren löste in Westdeutschland breiten Widerstand aus. Wissenschaftler, Kirchen, politische Parteien und Aktivisten protestierten gegen eine Wiederbewaffnung und atomare Aufrüstung. Die Debatte spaltete die Nation, während die Regierung Pläne für eine neue Armee und den NATO-Beitritt vorantrieb.
Der Widerstand formierte sich früh. 1951 startete eine Volksbefragung zur Wiederbewaffnung – doch das Innenministerium verbot sie umgehend. Zwei Jahre später, 1952, eskalierten Proteste in Essen, als ein junges Mitglied der FDJ (Freie Deutsche Jugend) bei einer Demonstration gegen die Remilitarisierung erschossen wurde.
1955 trat die Bundesrepublik offiziell der NATO bei, was die öffentliche Empörung neu entfachte. Noch im selben Jahr, am 12. November, beschloss die Regierung die Aufstellung der Bundeswehr – zunächst unter dem Namen Bundeswehrmacht oder schlicht Streitkräfte. Der Begriff Bundeswehr wurde erst am 1. April 1956 offiziell eingeführt.
In den folgenden Monaten wuchs der Widerstand weiter. Die evangelische Kirche und die SPD kritisierten das neue Militär offen. Eine breite Bewegung, die Paulskirchenbewegung, vereinte verschiedene Gruppen im Kampf gegen Bundeswehr und NATO-Mitgliedschaft. Trotz aller Proteste führte der Bundestag nach hitzigen Debatten im Juli 1956 die Wehrpflicht ein.
1957 unterzeichneten achtzehn führende Atomwissenschaftler, darunter Carl Friedrich von Weizsäcker und Otto Hahn, das Göttinger Manifest. Darin warnten sie vor der Ausstattung der Bundeswehr mit taktischen Atomwaffen. Die Erklärung wurde zu einer der bekanntesten öffentlichen Kritikpunkten an der Militärpolitik der Regierung.
Trotz jahrelangen öffentlichen Widerstands setzte sich die Bundeswehr durch. Gewaltsame Niederschlagungen, verbotene Volksabstimmungen und prominente Proteste konnten ihre Entstehung nicht aufhalten. Ende der 1950er-Jahre verfügte Westdeutschland über eine stehende Armee, die NATO-Mitgliedschaft und die allgemeine Wehrpflicht – alles Meilensteine, die einst auf erbitterten Widerstand gestoßen waren.

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